
Liebes Kind!
Der letzte Geburtstag, den wir gemeinsam gefeiert haben, war dein 30. Geburtstag. Ich weiß, dass das Fest 10 Jahre später zu deinem Runden ein Riesentrubel gewesen wäre. Du hättest uns schon kurz nach Weihnachten jeden Tag daran erinnert, dass du in soundso vielen Tagen Geburtstag hast und wir ihn nicht vergessen dürfen. Du hättest dir, wie jedes Jahr, ein Pferd gewünscht. Wie sehr ich das vermisse.
Ich hätte so gerne eine Torte für dich gebacken zu deinem 40. Geburtstag. Die beste, größte und köstlichste Torte, die ich jemals gebacken habe. Aber wahrscheinlich backe ich doch eine, denn wenn nicht, wären deine beiden Nichten mächtig enttäuscht. Vor kurzem habe ich mit ihnen über deinen Geburtstag gesprochen. Sie waren sofort Feuer und Flamme und haben in Gedanken schon die Einladungsliste erstellt. Auf der Einkaufsliste für das Fest stehen an erster Stelle bunte Luftballons und neue Windräder für dein Grab. Die beiden wollen ihre schönsten Kleider anziehen. Du bist so präsent in unserem Leben, nicht nur bei mir und deiner Schwester. Auch deine Nichten zweifeln keine Sekunde daran, dass dieses Geburtstagsfest auch ohne das Geburtstagskind gefeiert werden kann. Immer, wenn ich ihnen von dir erzähle, seufzt abwechselnd Emilia oder Elisa: „Ich wünschte, ich hätte die Tante Kathi kennengelernt.“ Ja, das wünschte ich auch.
Happy Birthday meine Süße!
Liebe Schwester!
Ich denke ganz oft an dich, vor allem jetzt, wo du bald Geburtstag hast. Wärst du heute verheiratet? Hättest du Kinder? Wärst du mittlerweile eine erfolgreiche Managerin? Ich bin mir nicht sicher, wenn ich ehrlich bin.
Wobei ich mir aber ganz sicher bin:
Du hast mittlerweile endlich ein Pferd zum Geburtstag bekommen. So ein richtiges, nicht immer diese „statt eines echten Pferdes“ Geschenke. Dieses Pferd steht bei Andi und mir daheim, das war deine Idee. Wir haben den Platz und es ist gut für Emilia und Elisa, mit Tieren aufzuwachsen. Außerdem bist du ständig beruflich unterwegs und kannst das Pferd nicht betreuen. Zusätzlich hast du uns drei Katzen und zwei Hunde aufs Auge gedrückt, die du in Serbien von der Straße gerettet hast.
Du hast nach wie vor eine beachtliche Sammlung an Kleidern, Taschen und Schuhen, in den unterschiedlichsten Ausführungen. Und bei so manchem Designerstück aus deinem Repertoire müssten Mama und ich uns sehr bemühen, bewundernde Worte zu finden, damit du nicht verärgert bist. Weil wir würden sie schlichtweg hässlich finden. Wir lachen nach wie vor am meisten über unsere Mama, und wir lachen auch mit ihr über die unmöglichsten banalen Dinge.
Du bist eine super tolle Tante für Mimi und Elisa. Wir sehen dich zwar nicht oft, aber wenn du da bist, dann ist das immer ein Fest für die Zwillinge. Mit Maria und Chrisi triffst du dich nach wie vor regelmäßig zum Frühstück und Jil besuchst du mindestens einmal im Jahr in Amerika.
Deine Reiselaune hast du auch nicht verloren. Mittlerweile hast du schon sehr viel von der Welt gesehen und egal wo du bist, du schickst uns eine deiner Postkarten. Die Sammlung ist wirklich beachtlich und Emilia und Elisa suchen jedes Reiseziel von dir auf ihrem Globus.
Omas Haus in Serbien hast du zu deinem Feriendomizil ernannt. Hier gönnst du dir eine Auszeit von deinem stressigen Alltag und triffst dich mit Indira, Zorana, Milena und den anderen Ex-Kollegen aus Belgrad.
Unsere Schwesternbeziehung ist heute um einiges gefestigter als damals. Das Gezicke untereinander gibt es nicht mehr. Wir beide genießen es, miteinander zu reden und die Meinung der anderen zu hören. Wir haben uns einfach richtig lieb.